Arbeitsraum für Mal- und Zeichenunterricht.
Die Kunstlehrerin hat der Gruppe eine Aufgabe gestellt: Linien ziehen, die sich untereinander kreuzen so dass zufällige Flächen entstehen, und dann auf diesem Schema eine Zeichnung anfertigen.
Anschließend mit Temperafarben ausmalen, bunt oder mit Komplementärfarben…
Alicia legt ihr Blatt sorgfältig auf das Zeichenbrett, zeichnet einige Bögen auf das Papier und versucht verborgene Figuren zu entdecken…
Norma nähert sich ihr und meint, dass mit dieser Anweisung niemand etwas zeichnen könnte… Man merkt ihr an, dass sie bedrückt ist…
Alicia will ihr helfen und antwortet ihr rasch, dass es schon möglich sei nach dieser Anweisung zu zeichnen.
Und um ihre Worte zu bestätigen fängt sie schnell zu zeichnen an, etwas das, wie sie Norma mitteilt, eine Stadt und ihre Umgebung werden soll…
Die Bögen werden ausgefüllt, einige Linien verschwinden, langsam heben sich die Flächen deutlicher hervor, das Papier wird gesäubert.
Sämtliche Farben beginnen sich zu entfalten…
Alicia ist so in ihre Arbeit vertieft, dass sie Norma, die ihr bei der Arbeit zuschaut, gänzlich vergisst…
Die Stadt wächst weiter. Ein Joghurtbecher mit einer Blume bestimmt die linke Bildseite, oben, die Vororte…
Danach folgen die Berge der Kleinen, mit ihren Kuppeln und winzigen Leitern. Eine Laterne steht da, wie ein Lutscher, und ein Mond.
Dann ist da der vornehme Stadtteil und die Parks…
Plötzlich grinst frech ein Gesicht aus dem Bild…
Es hat einen Blätterkranz auf!...
Danach kommt die Burg mit einem Mönch, weiter hinten das Waldhaus und der Wald selber.
Die Sonne steht über einem Weg auf der linken Bildseite.
Die Wolkenkratzer, unten, die sich zur Sonne hinneigen, bestimmen die Mitte, und ein brennendes Streichholz über Kreisen zeigt Gefahr an: Ampeln.
Wenn man über die Straße geht, sieht man ein Gebäude, das wie ein Tempel aussieht. Weiter nach rechts erscheinen eine Brücke und weiter vorne eine Baracke.
Dahinter sieht man einige krumme Blättchen, sowie Elfen die über einem Park tanzen.
Die Lichter sind angegangen, und jetzt: Alle Häuser scheinen Gesichter zu haben! …
Alicia schaut ihre Zeichnung an. Sie lernt sie kennen. Sie muss noch einiges arbeiten, aber…
(Froh dreht sie sich zu Norma um. Sie will ihre Freude mit ihr teilen und feststellen, dass sie sie überzeugt hat…)
Aber Norma ist gegangen…
Sie wird nie wieder diesen Raum betreten…
Alicia nennt ihr Bild "Häuschen für Viviana"…
"Casitas para Viviana" (Häuschen für Viviana) |
Diese Erzählung, unterschrieben von Arelisa Suoboda, ist im Dezember 1998 in der Zeitschrift "Ciencias Milenarias", Nr. 17, Editorial Ediser, erschienen. www.croattodesign.com.ar
Urheberrechtlich geschützt (copyright).
Das Temperabild "Casitas para Viviana" ("Häuschen für Viviana") gehört zum obigen Text.
Es wurde ausgestellt an der Universität von Buenos Aires, Fakultät für Pharmazie und Biochemie, innerhalb einer Gruppenausstellung.
Die Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und ihre Teil- oder Gesamtreproduktion ist ohne Erlaubnis der Autorin verboten.
Übersetzung : Margarita Schellhammer .
Dank Margarita, Arelisa