Freitag, 12. August 2011

Auge um Auge, Zahn um Zahn… Knoblauchzehe*, Löwenzahn?**... DAS ABENDESSEN.


Es ist kurz vor sieben und der Tisch ist vorbereitet.

Auf ihm glänzt ein weißes, besticktes Tischtuch.

In der Mitte steht eine feine blaue Vase mit drei lavendelfarbenen Stiefmütterchen,  mit gelben Gesichtchen…

Auf jeder Seite wartet ein edler Leuchter mit einer blassen Kerze.

Die weißen Teller drehen sich vorsichtig auf ihren Plätzen…das Besteck liegt schon in der richtigen Reihenfolge und glänzt mit den Weingläsern um die Wette…

Auf dem Bronzetisch warten die Weine, der Eiskübel, das Brot und das Obst, das in barocker Manier auf einer antiken Kupferschale liegt…

Es ist fast acht Uhr…

Neun Uhr. Die Kerzen leuchten erwartungsvoll… Ein zarter Duft entströmt einer Jasminblüte, die im Wasser schwimmt. Sie spielt mit der Musik, die ebenso wartet… Die Lichter sind angegangen, auch das blaue Licht, welches das Bäumchen aus Steinen erleuchtet.

Zehn Uhr… die Kerzen erlöschen nach und nach…

Der Tisch ist in Schweigen gehüllt. Der Jasmin duftet noch, spielt aber nicht mehr mit der Musik…

Die Weine fliegen in den Weinkeller…das Brot zieht sich bescheiden zurück…
die mutigen Früchte trauen sich noch zu glänzen, aber die Stiefmütterchen*** scheinen traurig zu sein…

Man kann nur warten…
Nur noch einen Tag warten…
Zwanzig Stunden und noch eine mehr.

                                        Arelisa Beatriz Romero
Vaso con pensamientos -Vase mit Gedanken-
 *Anmerkung:
Knoblauchzehe: siehe unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Knoblauch
A. d. Ü.:  **:  im Spanischen heißt die Knoblauchzehe Knoblauchzahn.
              ***: pensamiento bedeutet im Spanischen sowohl Gedanke wie auch Stiefmütterchen.

Herausgegeben unter dem Namen Arelisa Suoboda im November 1998, in der Zusatzausgabe von Ciencias Milenarias Nr.15, Editorial Ediser – www.croattodesign.com.ar
Urheberrechtlich geschützt (copyright).
Malerei: Vaso con pensamientos -Vase mit Gedanken-, war nicht Teil des Originalausgabe.

Die Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und ihre Teil- oder  Gesamtreproduktion ist ohne Erlaubnis der Autorin verboten.


Übersetzung : Margarita Schellhammer .
Dank Margarita, Arelisa.

Donnerstag, 11. August 2011

Frohes Neues Jahr!Frohes Neues Jahr!Frohes Neues Jahr!

Painting over canvas, mixed technique. Title : Escondidos.(Hidden) Copyright Arelisa Beatriz Romero 
Malerei auf Leinwand, Mischtechnik. Titel: Escondidos (Hidden) Copyright Arelisa Beatriz Romero.





Frohes Neues Jahr!
Als Geschenk aus Buenos Aires, Argentinien, lade ich Sie ein, ein Video mit Fotos und Tango! anzuschauen und -hören.
Eröffnung der Ausstellung: "De Serranillas y.."

Meister Nicolás Ledesma spielt Tango!

       Link:

Mittwoch, 10. August 2011

DIE WORTE…

Ich höre ganz deutlich den Tonfall deiner Stimme
 und ich lausche…

Ein Lied, ein Gedicht, die Musik, die Farben…

DIE WORTE…


Ich höre ganz deutlich den Tonfall deiner Stimme und ich lausche…


Ich weiß nicht, ob ich es dir schon gesagt habe, aber du bist nicht da und ich vermisse dich.
Ich weiß nicht, ob du es gemerkt hast, aber ich habe dir gefolgt: die Kissen im Wohnzimmer sind türkisfarben.

Ich brauche dich, damit du mir sagst, wie der Tenor heißt und damit du mir die Gitarre stimmst…
Hast du gesehen? Bruno Gelber tritt wieder im Colón auf! … Ich möchte dich Klavier spielen hören…Es ist schon so lange her, dass wir mehr zweistimmig singen!...

Soll ich dir über das letzte Buch erzählen, das ich gelesen habe? Es handelt von der Geschichte der Religionen, vom anthropologischen Gesichtspunkt aus, natürlich… und Krishnamurti habe ich im Fernsehen gesehen…er hätte dich fasziniert…

Die kleinen Leinenhandtücher die du mir geschenkt hast sind bezaubernd. Ich benütze sie andauernd. Das eine mit den lavendelfarbenen und gelben Blumen drauf ist schon fast ausgebleicht vom vielen Benützen.

Heute hat dir der Nussknacker so gut gefallen. Und Murphy Brown hat dich zum lachen gebracht…

Ich weiß nicht, was hinter deinem Schweigen steckt…Ich weiß nicht, ob du weißt, dass dein Geburtstag ist, und Viviana heiratet…

Hast du den Baum gesehen, den Horacio für dich gepflanzt hat? Einen, den man Engelstrompete nennt. Also, er ist prächtig und er hat zwei wunderschöne Blüten…Am Samstag habe ich ihn fotografiert…

Ich weiß nicht, wo du deine Worte gelassen hast,  wenn ich es wüsste würde ich sie holen gehen… es macht mich sehr traurig, dich nicht hören zu können… denn du sprichst so gut, und bist so heiter…

Ich weiß nicht, wo deine Worte sind, aber ich höre dich… ich höre ganz deutlich den Tonfall deiner Stimme und ich lausche… Und ich höre dich weit zurück in der Entfernung, wenn ich in den Schulbus steige, zuversichtlich, freudig, weil du mir gesagt hast, dass alles gut gehen wird…

Und es ging alles gut…Immer, auf eine oder andere Weise, ging immer alles gut…

Werde sehr glücklich, und danke, vielen Dank, Mutter!...

Arelisa Beatriz Romero
DIE WORTE…

Diese Geschichte, signiert von Arelisa Suoboda, erschien in der Zeitschrift "Ciencias Milenarias" Nr. 18 – Editorial Ediser – www.croattodesign.com.ar , im März 1999.
Urheberrechtlich geschützt.
Das Foto "Palabras" gehörte zum oben aufgeführten Text. Es ist durch copyright geschützt, und ihre Teil- oder  Gesamtreproduktion ist ohne Erlaubnis der Autorin verboten.

Anmerkungen

  • Bruno Leonardo Gelber ist ein angesehener argentinischer Pianist, geboren in Buenos Aires, Argentinien, am 19. März 1941.
  • Jiddu Krishnamurti (1895-1986) war ein bekannter Schriftsteller und Redner, über philosophische und spirituelle Themen. Seine Hauptschwerpunkte waren die psychologische Revolution, der Sinn der Meditation, die menschlichen Beziehungen, das Wesen des Verstandes, und wie man eine positive Veränderung in der gesamten Gesellschaft erreichen kann.
  • Der Nussknacker ist ein Ballett von Piotr Illitsch Tschaikowsky (1840-1893).
  • Murphy Brown war eine TV-Serie in den USA, von der CBS gesendet zwischen 1988 und 1998, mit der Hauptdarstellerin Candice Bergen.
 Übersetzung : Margarita Schellhammer .
 Dank Margarita, Arelisa.

Sonntag, 7. August 2011

Die Fee.

Heute ist die Fee auf meinem Ellbogen erschienen.

Heute ist die Fee auf meinem Ellbogen erschienen.
Ich konnte es nicht glauben, aber der Beweis war da.
Als ich den Ärmel meines Hemdes hochschob, sah ich die Spuren ihrer spitzen Zähnchen.
Alle Erklärungen scheinen nutzlos…, aber warum am Ellbogen?...es wird mich stören beim Aufstützen auf den Tisch…
Ich sollte Hilfe holen, aber wer wird mir Glauben schenken? Außerdem, wie erkläre ich Maria das mit den Kratzern am Ellbogen?
Na ja, der Ellbogen ist nicht gerade erotisierend,… vielleicht merkt sie es ja gar nicht… Aber wenn sie nicht weggeht und mich weiterhin beißt, muss ich mir einen Verband drauf tun…
Sicherlich wird Maria mich pflegen wollen… Mein Gott, die Fee könnte ja auf sie draufspringen!....
Es ist die Rache dafür, dass ich mir Hadalminus auf den Kopf gerieben habe… Klar, sie hatte es bequem und warm… Aber ich habe jedes Mal weniger Haare… Sie reißt sie mir einzeln aus um sie zu verweben… Ich hatte geglaubt, die Lotion würde sie verscheuchen… hatte gemeint, sie wäre für immer weg… Aber nein… sie ist hier,… auf meinem rechten Ellbogen…
Ich will gar nicht überlegen welchen Ort sie noch aussuchen kann. Das könnte scheußlich werden… Wenn sie mich doch anhören wollte… aber sie ist sehr eigensinnig, sie möchte ihr Nest haben…
Also gut, ich habe meine Haare gewaschen und ihr gezeigt wie ich das Hadalminus in die Toilette geschüttet habe… Maria hält mich für verrückt, sie weiß halt nicht was es bedeutet mit einer Fee zusammenzuleben…
Sie hat es schon gemerkt… Au! Sie hat mir noch ein Haar ausgerissen! … Sicherlich webt sie schon wieder… bald werde ich ein neues, kleines Gewebe auf meine Schulter hinunterschweben sehen…
Na ja, es fehlt noch ein Weilchen bis ich ganz kahl bin… Danach gibt es Frieden… oder es kommt das Ende… wer weiß… vielleicht wird sie endlich hören, endlich verstehen…  
                                                  Arelisa Beatriz Romero
Wenn sie mich doch anhören wollte… aber sie ist sehr eigensinnig, sie möchte ihr Nest haben -El hada Tejiendo.




Diese Erzählung, unterschrieben von Arelisa Suoboda, erschien in der Zeitschrift "Ciencias Milenarias", Nr.16 – Editorial Ediser – www.croattodesign.com.ar , im Dezember 1998. Urheberrechtlich geschützt.
Das Bild (Tempera)"Die Fee" gehörte zum obigen Text. Es ist geschützt durch copyright und seine Reproduktion ohne Erlaubnis der Autorin ist verboten.
Die Malerei "El hada tejiendo" es ist geschützt durch copyright und seine Reproduktion ohne Erlaubnis der Autorin ist verboten.

Übersetzung : Margarita Schellhammer .
Dank Margarita, Arelisa.

Freitag, 5. August 2011

Die Zeichnung

Es hat einen Blätterkranz auf!...
 Straße Sarmiento tausend und etwas…vierter Stock?
Arbeitsraum für Mal- und Zeichenunterricht.

Die Kunstlehrerin hat der Gruppe eine Aufgabe gestellt: Linien ziehen, die sich untereinander kreuzen so dass zufällige Flächen entstehen, und dann auf diesem Schema eine Zeichnung anfertigen.

Anschließend mit Temperafarben ausmalen, bunt oder mit Komplementärfarben…

Alicia legt ihr Blatt sorgfältig auf das Zeichenbrett, zeichnet einige Bögen auf das Papier und versucht verborgene Figuren zu entdecken…

Norma nähert sich ihr und meint, dass mit dieser Anweisung niemand etwas zeichnen könnte… Man merkt ihr an, dass sie bedrückt ist…

Alicia will ihr helfen und antwortet ihr rasch, dass es schon möglich sei nach dieser Anweisung zu zeichnen.
Und um ihre Worte zu bestätigen fängt sie schnell zu zeichnen an,  etwas das, wie sie Norma mitteilt, eine Stadt und ihre Umgebung werden soll…

Die Bögen werden ausgefüllt, einige Linien verschwinden, langsam heben sich die Flächen deutlicher hervor, das Papier wird gesäubert.

Sämtliche Farben beginnen sich zu entfalten…

Alicia ist so in  ihre Arbeit vertieft, dass sie Norma, die ihr bei der Arbeit zuschaut, gänzlich vergisst…

Die Stadt wächst weiter. Ein Joghurtbecher mit einer Blume bestimmt die linke Bildseite, oben, die Vororte…
Danach folgen die Berge der Kleinen, mit ihren Kuppeln und winzigen Leitern. Eine Laterne steht da, wie ein Lutscher, und ein Mond.
Dann ist da der vornehme Stadtteil und die Parks…
Plötzlich grinst frech ein Gesicht aus dem Bild…
Es hat einen Blätterkranz auf!...

Danach kommt die Burg mit einem Mönch, weiter hinten das Waldhaus und der Wald selber.

Die Sonne steht über einem Weg auf der linken Bildseite.

Die Wolkenkratzer, unten, die sich zur Sonne hinneigen, bestimmen die Mitte, und ein brennendes Streichholz über Kreisen zeigt Gefahr an: Ampeln.

Wenn man über die Straße geht, sieht man ein Gebäude, das wie ein Tempel aussieht. Weiter nach rechts erscheinen eine Brücke und weiter vorne eine Baracke.
Dahinter sieht man einige krumme Blättchen, sowie Elfen die über einem Park tanzen.

Die Lichter sind angegangen, und jetzt: Alle Häuser scheinen Gesichter zu haben! …

Alicia schaut ihre Zeichnung an. Sie lernt sie kennen. Sie muss noch einiges arbeiten, aber…

(Froh dreht sie sich zu Norma um. Sie will ihre Freude mit ihr teilen und feststellen, dass sie sie überzeugt hat…)

Aber Norma ist gegangen…
Sie wird nie wieder diesen Raum betreten…

Alicia nennt ihr Bild "Häuschen für Viviana"…

                                             Arelisa Beatriz Romero
"Casitas para Viviana"  (Häuschen für Viviana)


Diese Erzählung, unterschrieben von Arelisa Suoboda, ist im Dezember 1998 in der Zeitschrift "Ciencias Milenarias", Nr. 17, Editorial Ediser, erschienen. www.croattodesign.com.ar
Urheberrechtlich geschützt (copyright).
Das Temperabild "Casitas para Viviana" ("Häuschen für Viviana") gehört zum obigen Text.
Es wurde ausgestellt an der Universität von Buenos Aires, Fakultät für Pharmazie und Biochemie, innerhalb einer Gruppenausstellung.
Die Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und ihre Teil- oder  Gesamtreproduktion ist ohne Erlaubnis der Autorin verboten.


Übersetzung : Margarita Schellhammer .
Dank Margarita, Arelisa


Donnerstag, 4. August 2011

Das Erbstück

“Cosas vederes Sancho, que non crederes”...**
"Es ist ein magisches Kästchen und verleiht seiner Herrin Gaben, aber…."
"Und wieder bin ich nicht weitergekommen damit… und das, obwohl ich die Information zu dem Kästchen erhalten habe.

Dieses gelangt von einer Generation auf die nächste, kommt immer in die Hände der Frau, die als  nächstes in die Familie geboren wird – wenn sie es annimmt – oder freiwillig entgegennimmt, als
Geschenk…

Ich habe es angenommen.

Es ist ein Zauberkästchen und verleiht seiner jeweiligen Herrin Gaben, aber …
das Problem besteht darin, dass es keine Gebrauchsanweisung mitbringt (wie eine von denen, die in allen möglichen Sprachen mitgeliefert werden, z.B. für elektrische Heizöfen)…

Da steht es vor mir, ruhig und schweigsam. Wer eine Lösung oder Antwort sucht, muss zusehen, wie er sie erhalten kann…

Ich habe es geöffnet, um und umgewendet und gründlich untersucht: nichts. Es ist ein einfaches  Lackkästchen.

Es ist nicht einmal verschließbar, kaum schließt es, indem man ihm den Deckel aufsetzt.

 "Vielleicht steigt er auf aus den goldenen Ranken, deren Zeichnung den ganzen Deckel ziert 
Ein zauberhafter Duft geht von ihm aus, immer.

Vielleicht steigt er auf aus den goldenen Ranken, deren Zeichnung den ganzen Deckel ziert –
verschlungene Äste mit Früchten, mit Vögeln: ob sie die Antwort für mich bereithalten? Wäre es möglich?

Ich habe die Vögel gezählt, ich glaube es sind acht, aber ich bin mir nicht sicher, einige Zweige oder Blätter könnten auch etwas anderes sein… Die Blätter zu zählen ist schier unmöglich, das Gleiche gilt  für die Zweige, die Früchte…

Und wenn die Lösung des Rätsels nicht in Zahlen bestünde? oder wenn man zählen müsste – bis zur  Abenddämmerung, vielleicht – und mit den erhaltenen Daten einen Algorithmus aufstellen, der zu
einem Buchstaben führt, einem Symbol, irgendetwas?

Ich habe alles Mögliche versucht, seit das Kästchen in meine Hände gelangt ist. Und jedes Mal glaubte ich, die Lösung gefunden zu haben – aber immer hatte ich mich geirrt.

Die Erinnerung steigt auf an das Lächeln meiner Tante, weise schien es mir zu sein, ihr Lächeln, als sie mich fragte, ob ich das Kästchen haben wolle, und ich annahm.

Vielleicht war es ein Lächeln der Erleichterung, und ihre Weisheit bestand darin – sich befreit zu haben von der Gabe?"
                                                   Arelisa Beatriz Romero
                
Ich habe alles Mögliche versucht, seit das Kästchen in meine Hände gelangt ist. Und jedes Mal glaubte ich, die Lösung gefunden zu haben – aber immer hatte ich mich geirrt.

Erstmals veröffentlicht unter dem Namen Arelisa Suoboda in "Ciencias Milenarias" Nr 21, Juli 1999; Verlag Ediser; www.croattodesign.com.ar. Urheberrechtlich geschützt durch Gesetz 11723. Abdruckrechte der Abbildungen hat sich die Autorin vorbehalten.



**Anmerkung der Übersetzung:(aus dem "Don Quichote" von Cervantes, da das Zitat "geschützt" ist, könnten wir als Äquivalent das Shakespeare-Wort aus dem "Hamlet" anführen:
"Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt...").




Übersetzung  : Friederike Maschmann-Ringe. 

Vielen Dank Friederike,  Arelisa

Mittwoch, 3. August 2011

Regenbogen, wir Sonnenkinder lieben Dich!...Manchmal finde ich ihn. Den Regenbogen.


Es geschah dort, wo der Zwerg seinen Topf mit dem Gold versteckt hat, zwischen feuchtem Gras und  Grün, einem so strahlenden Grün, dass es einen schwindeln macht.


Ein Zipfelchen Rot – der Zwerg ist nicht weit…

Die Gerüche des Waldes scheinen Funken zu sprühen – fast so wie die blinkenden Wassertropfen, die den Regenbogen tragen… ich klettere hoch auf den Farben, hülle mich ein darin und werde blaugrün,  orange, purpurfarben, violett… und während ich mich um mich selbst drehe, entspannt, die Arme lose, entfaltet, verliert die weiße Tunika sich in endlosen Farben. Und auf meinem Haar glitzern Tropfen,
erstarren, und wecken mir wieder die Gerüche des Waldes…

Der Zwerg lugt aus seinem Versteck – neugierig aber argwöhnisch taucht sein Gesichtchen zwischen zwei riesigen Lilas auf: ich lächle ihm zu, grüße ihn: Hallo Zwerg, hallo Bruder – ich hab dein Gras  nicht zertreten, deinen Schatz nicht angerührt; ich spiele nur mit den Farben des Regenbogens, mit  dem Geruch des Waldes… Er scheint es zufrieden, geht seines Wegs und beachtet mich nicht weiter…


Und bei mir: da leiht der Regenbogen dem Maler seine Farben und lächelt…
                                   Arelisa Beatriz Romero


...manchmal finde ich ihn – den Regenbogen
Erstmals veröffentlicht unter dem Namen Arelisa Suoboda in "Ciencias Milenarias" Nr 20, Mai 1999; Verlag  Ediser; www.croattodesign.com.ar. Urheberrechtlich geschützt durch Gesetz 11723. Abdruckrechte der  Abbildungen hat sich die Autorin vorbehalten.


Übersetzung : Friederike Maschmann-Ringe. 
Vielen Dank Friederike,  Arelisa

Dienstag, 2. August 2011

…Das Unbekannte…Eine Geschichte um nicht zu weinen.

" Ich würde sie gerne sehen.
Man sagt uns, sie seien wie wir, aber es ist schwer das zu glauben, denn..."
Wenn ich meinen Überdruss an dieser ganzen Maschinerie ausdrücken könnte, würde ich auf dem Dorfplatz lebendig verbrannt.
Ziemlich schwieriges Unterfangen, da es weder Dorf noch Platz gibt.
Außerdem glaube ich, dass es Menschen gibt die es verhindern dass man verbrannt wird.
Oder vielleicht gibt es ja auch Gesetze, ich weiß nicht…

Man sagt uns, dass es früher Orte gab wo man diese Sachen unterrichtete.
Stimmt, in unserem Raum hat man mir erzählt, dass man an diesen Orten auswählen konnte was man studieren wollte. Ich glaube es nicht. Man ließ dich höchstens eine Spur davon auswählen – vielleicht einen gelben Gedanken… Das würde mir gefallen…

Wie war es früher? Man sagt, es habe Dörfer und Plätze gegeben.
Und Leute die von hier nach da gehen konnten…

Jetzt wo ich es denken kann, verstehe ich nicht, wie ich dies hier schreiben kann.
Es muss die Folge des Besuches sein, den ich vor einigen Minuten hatte.
Zur Abwechslung werden sie uns etwas erzählen wollen… Ich würde sie gerne sehen.
Man sagt uns, sie seien wie wir, aber es ist schwer das zu glauben, denn
nous sommes alle verschieden.
Vielleicht sind sie ja wie Drei, er ist rund und orangefarben.

Außerdem können wir nicht alle über die Maschine schreiben.
(Drei kann es zum Beispiel nicht).
Einige müssen sich sehr konzentrieren, nachdem sie sie besucht haben, und dann beginnen die Buchstaben auf dem Bildschirm zu erscheinen.
Aber auch wenn wir verschieden sind, wenn wir schreiben können machen wir es alle auf die gleiche Art… Der eine oder andere hat es geschafft die Farbe der Schrift zu verändern, aber niemand die Form.

In diesem Augenblick erinnere ich mich wo ich wohne, ich weiß aber auch, dass ich es nachher wieder vergessen werde.
Ich erinnere mich, wo ich die Tage verbringe, beim Trennen der Spreu vom  Weizen, in diesen riesigen Schachteln.
Ich kann mich aber nicht erinnern wie lange ich schon existiere. Vielleicht schon seit immer.

Mit Drei sehen wir uns im Raum, in dem wir uns plötzlich treffen ohne zu wissen, wie. Wir sind fünf (jetzt weiß ich es).
Aber im Raum wissen wir es nicht. Wir sehen verschiedene Formen in Verbindung zu treten, und nichts weiter…
Sie kommen und erzählen uns über die Stadt, und wie die vergangene Ära war…
Wir können sie nicht sehen und wissen auch nicht, warum sie uns so viel erzählen.
An das was sie uns sagen, erinnern wir uns erst wenn wir anfangen zu schreiben.


Manchmal kann ich mich mit Drei ein bisschen unterhalten, aber es ist sehr komisch…
Wenn ich fertig geschrieben habe, wird dieser Bildschirm verschwinden.
Ich weiß nicht, ob es dann für immer gelöscht ist, vielleicht kann es jemand wieder herstellen und lesen. Ich schaff es nie, Drei auch nicht…
Bald werde ich aufhören zu schreiben, und beim Trennen der Spreu vom Weizen wieder glücklich sein…

Arelisa Beatriz Romero

  
"Sie kommen und erzählen uns über die Stadt, und wie die vergangene Ära war…"



















Diese Erzählung, unterschrieben von Arelisa Suoboda, ist im April 1999 in der Zeitschrift "Ciencias Milenarias", Nr. 19, Editorial Ediser, erschienen. www.croattodesign.com.ar  Urheberrechtlich geschützt (copyright).

Die Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und ihre Teil- oder  Gesamtreproduktion ist ohne Erlaubnis der Autorin verboten.


 Übersetzung : Margarita Schellhammer .
 Dank Margarita, Arelisa.

Montag, 1. August 2011

Magische Abakus' – Magische Rechentafeln

Magischer Sonnenabakus. Gezeigt in der Ausstellung "Magische Rechentafeln


Wozu sind Magische Quadrate – Rechentafeln – gut?


Wozu sind magische Rechentafeln gut? Wir wissen, dass sie benutzt wurden und noch werden, um Geschehnisse vorauszusagen und/oder zu erklären; als Modell von dem ausgehend man ein Werk schafft, sei es auf dem Gebiet der Musik, bildenden Kunst, Selbsterkenntnis, Technik, Mathematik, Architektur, usw. Einzige Voraussetzung zum richtigen Gebrauch der magischen Rechentafeln ist eine umfassende Kenntnis ihrer Eigenschaften.


Ein Magisches Quadrat erhält man, in dem man ein Quadrat in ebenfalls quadratische Kästchen unterteilt und diese mit Zahlen besetzt, die einer regelmäßigen Folge entsprechen und so angeordnet sind, dass sie jeweils die gleiche Summe ergeben, gleichgültig ob man sie horizontal, vertikal oder
diagonal addiert.
Ein Magisches Quadrat zu schaffen ist ein alter Zeitvertreib, der auch heute noch von Zahlen- Liebhabern und Mathematikern ausgeübt wird. Man hat sie – und tut das auch heute noch – benutzt in Gedulds- und Glücksspielen, als Quelle der Inspiration für Künstler, oder um Geschehnisse zu erklären oder vorauszusagen…
Im Folgenden stellen wir das kleinstmögliche Magische Quadrat vor; es hat 9 Kästchen:

4
9
2
3
5
7
8
1
6

 Zusammengestellt mit den ersten neun ganzen aus dem System der natürlichen Zahlen, nennt man dieses Magische Quadrat das des Saturn. Die Summe aus jeder seiner Reihen, Säulen und Diagonalen ergibt konstant die Zahl 15.

Was ruft die Figur des Quadrates in uns wach? Es führt uns in die Welt der Geometrie, der Natur, der Goldenen Zahl und jenem Gespinst aus Wissenschaft, Mythos, Technik und Geschichte, aus dem wir aufgestiegen sind.

Warum nennt man ein Quadrat das Magische?

Das Wort MAGISCH erinnert uns in erster Linie an den Begriff MAGISTER, was wiederum MEISTER bedeutet – und wenn wir das akzeptieren, müssen wir für die meisterlichen Lehren offen sein, die uns das Magische Meister-Quadrat erteilen kann. Das geht so weit, dass wir uns erinnern, dass im Tarot die Zahl 15 unter anderem für den Wissenschaftler, den Teufel steht. Und Saturn kennen wir auch  unter dem Begriff der "Alte Teufel".
 Heinrich Cornelius "Agrippa" gab dem Magischen Quadrat den Namen: Saturns Magischer Abakus.

Analysieren wir weiterhin die Konstante 15. Die 15 enthält 3 mal die zentrale Zahl des Quadrats: die  5… Rufen wir uns die Russischen Märchen in Erinnerung, in denen der Sohn des Zaren 3 mal 9 mal das Land erreichen muss, 3 mal in fremdem Land weilt… 

Die Zahl 15 spielt auch eine Rolle in der Astrologie. Nicht nur weil jedes Tierkreiszeichen 2x15=30 Grad im Kreis besetzt, sondern auch, weil die meisten der verwendeten Aspekte Gradabstände aufweisen, die Vielfache von 15 sind. Wir prüfen das nach:

Halbsextil

15
x
2
=
30
Grad

Halbquadrat

15
x
3
=
45
Grad

Sextil

15
x
4
=
60
Grad

Quadrat

15
x
6
=
90
Grad

Trigon

15
x
8
=
120
Grad

Sesquiquadrat

15 
x
9
=
135
Grad

Quinkunz

15
x
10
=
150
Grad

Opposition

15 
x
12
=
180
Grad

Konjunktion

15
x
24
=
360
Grad



Bleibt uns noch unter anderen die Aspekte von 18, 36, 72, 144 zu erwähnen, die alle durch 9 teilbar sind – der Anzahl der Kästchen im kleinesten Magischen Quadrat… Auf dieses Thema kommen wir gelegentlich zurück.

Und was können wir noch zu dem Magischen Quadrat sagen? Wir stellen uns vor, wie es sich drehend durch den Raum bewegt, uns die Würfelseiten zeigt, die Pyramidenbasis, einen Königsthron, einen bezaubernden Kristall ahnen lässt… unmöglich, alle Bilder aufzuzählen…

Kommen wir zurück auf die Konstante 15. Erinnern wir uns, dass die Winkel im Innern des Quadrats 24 mal 15° messen, und wir wissen, dass 24 X 9 (9 = Anzahl der Kästchen im vorgestellten Magischen Quadrat) 216 ergibt – Zahl, die im alten China den Himmel repräsentiert. Die Zahl 144 stand im alten China für die Erde; summiert zu 216, der Zahl des Himmels, erhalten wir 360 – das ist die Anzahl der 
Winkelgrade im Kreis!

Das älteste uns bekannte Magische Quadrat stammt etwa aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert; es stammt aus China.

Nach der Legende befand es sich als Symbol der Welt eingeritzt in den Rückenpanzer einer Schildkröte. Diese Schildkröte tauchte vor den Augen des mythischen Helden YU auf aus den Fluten des Lo, des Gelben Flusses, dessen Wasser zurückgewichen waren, weil der Held ihn gerade gebändigt hatte.

YU war Gründer und Schöpfer der Welt, auch Schmiedemeister und Landmesser. Er bekam vom Himmel den Auftrag, die Welt zu ordnen und zwar: in Übereinstimmung mit dem auf dem Rückenpanzer der Schildkröte entdeckten Planes, damit die Erde – dargestellt im Symbol des Quadrates – bebaut werden könne. Also teilte YU die Erde in 9 quadratische Gebiete auf. Und in jede Region trug er die Zeichen des Hong Fan ein, des großen Modells.

Was könnten diese Zeichen repräsentieren?

Eine Anordnung von Symbolen, die fähig sind, den Geist in Denk-Kategorien zu führen, die die  universelle Ordnung beschwören: angeordnet um die Zahl 5 – die den beherrschenden Platz in der  Mitte einnimmt – sind diese Zeichen nichts weiter als die ersten numerischen Symbole.

Mit diesem schönen Mythos verabschieden wir uns… das magische Zahlenquadrat dreht sich weiter – diesmal im Raum…
                              Arelisa Beatriz Romero

die Schildkröte entsteigt den Fluten des Flusses LO

Bibliographie:
Mouni Sadhu: “The Tarot”. Editorial Kier  S.A.  Bs.As. 1987
Liz Greene. “Saturn: A New Look at an Old Devil”. Samuel Weiser, Inc.
                      (York Beach, ME, 1976).
Richard Wilhelm: "YI-KING." Editorial Sudamericana. Buenos Aires 1979
Encyclopedia /Arte Rama. Editorial Codex. BA 1969
Martin Gardner "The unexpected hanging and other Mathematical Diversions”.
                             Simon and Schuster 1969.
Encyclopedia Ibero-American. Madrid 1900.
Johan Gunnar Andersson "An early Chinese culture." Pekin 1923.

Erstmals veröffentlicht unter dem Namen Alex Piler und Arelisa Suoboda in "Ciencias Milenarias" Nr 11, Mai 1998; Verlag Ediser; www.croattodesign.com.ar. Urheberrechtlich geschützt durch Gesetz 11723.
Abdruckrechte der Abbildungen "Ábaco Mágico Solar" und "dicha tortuga emergió del Río Lo" hat sich die Autorin vorbehalten.

Übersetzung :Friederike Maschmann-Ringe. 
Vielen Dank Friederike,  Arelisa